Deutsch-Französische Gesellschaft (DFG) Recklinghausen e.V.

April 2023
„Hände weg vom Ruhrgebiet“

Die kleine, aber sehr sorgfältig kuratierte Ausstellung, die uns in Begleitung einer Gästeführerin gezeigt wurde, versammelt eine Reihe von eindrucksvollen Dokumenten und Objekten, von Fotos und sogar bewegten Bildern, die einen sehr konkreten Einblick in das Alltagsleben der damaligen Besatzungszeit vermitteln.

Eindrucksvoll auch die Herkunft der Exponate, die sowohl aus deutschen wie auch aus französischen Archiven und Museen für diese Ausstellung in Essen zusammenfinden.

Der Blick des Publikums wird gleichermaßen auf die Seite der französischen und der belgischen Besatzungstruppen, deren Einmarsch, Ausrüstung und Quartiersbedingungen gerichtet wie auch auf die Seite der besetzten Ruhrbevölkerung, welche wochenlang dem Aufruf zum passiven Widerstand Folge geleistet hatte, die sich massenhafter Ausweisung nicht erwehren konnte und die letztlich die Folgen von Inflation und Mangelwirtschaft zu ertragen hatte, nämlich Verarmung, Arbeitslosigkeit und Hunger.

Reichsweit und auch international stand das Ruhrgebiet aufgrund der Besetzung im Fokus des politischen Interesses. Beispielhaft für die Presseberichterstattung ausgewählt wurden allerdings Beiträge, die hohen propagandistischen Anteil hatten. Auch die ausgewählten Karikaturen ließen an Drastik der Darstellung nichts zu wünschen übrig.

Umso beeindruckender die diplomatische Leistung des französischen Außenministers Aristide Briand und des deutschen Reichskanzlers und Außenministers Gustav Stresemann, die mit dem Vertrag von Locarno 1925 die Grundlage für eine Aussöhnung der ehemaligen Kriegsgegner auf den Weg brachten. Leider wurde diese Initiative wenig später durch die wachsende nationalsozialistische Bewegung zunichte gemacht.

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Den Besuchern der Ausstellung wurde am Ende noch ein Objekt mit Lokalkolorit vorgestellt: Der Abendmahlskelch von Datteln. Er erinnert an das legendäre so genannte „Dattelner Abendmahl“, welches zwei erklärte Feinde, Étienne Bach, leitender Offizier der französischen Besatzungsmacht, und Dr. Hans Wille, damaliger Gemeindedirektor von Datteln, am Karfreitag 1923 gemeinsam feierten. Nachzulesen ist die ganze Geschichte z.B. unter
https://www.initiative-datteln.de/die-perlen-der-stadt/dattelner-abendmahl/geck-das-dattelner-abendmahl/

Fotos: DFG Vera Reppold, Petra Thomas

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